Entspannungstraining in der Vorklinik: Machbarkeit und Einfluss auf die Stressbelastung

Hintergrund

Methoden der Stressbewältigung wie beispielsweise Entspannungsverfahren sind geeignet, (Dis-)Stress zu verringern oder abzubauen. Im Gegensatz zur empirischen Studienlage zu psychosozialen Risiken des Medizinstudiums sind Interventionsstudien zum Umgang mit Belastungen und zu deren Bewältigung rar.
Es fehlen belastbare Daten zur Häufigkeit der unbeeinflussten Anwendung von Entspannungsverfahren unter Medizinstudierenden. Unveröffentlichte Auswertungen eigener Daten liefern Hinweise dafür, dass nur wenige Medizinstudierende zu Beginn des Studiums regelmäßig eine Entspannungstechnik anwenden. Gründe für die Nichtanwendung dürften fehlende Kenntnisse über entsprechende Techniken, den potentiellen Nutzen sowie Zeitmangel infolge des hohen Lernaufwandes sein.


In Bezug auf Entspannungsverfahren wurden im anglo-amerikanischen Raum vielversprechende Ansätze mit Formen der Achtsamkeitsmeditation beschrieben. In Deutschland werden dagegen häufiger die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (PME)  oder das autogene Training genannt.


Die Wirksamkeit der PME als Entspannungstechnik auf die subjektiv wahrgenommene Stressbelastung und damit sekundär auch auf die psychosoziale Gesundheit darf als hinreichend belegt gelten. Sie ist eines der am weitesten verbreiteten Entspannungsverfahren überhaupt und kann ohne weitere Hilfsmittel nach relativ kurzer Instruktion selbstständig durchgeführt werden. Im Rahmen von Bemühungen zur Einführung gesundheitsfördernder Interventionen im Medizinstudium mit dem Ziel der Verbesserung der Resilienz gegenüber der oft unvermeidlichen hohen Stressbelastung und dadurch der Reduktion stressassoziierter Erkrankungen könnte das Erlernen und Praktizieren der PME einen ersten erfolgversprechenden Ansatz mit vertretbarem Aufwand-Nutzen-Verhältnis darstellen.

Ziel

Ziel dieser Interventionsstudie war es, im Rahmen der laufenden LUST-Beobachtungsstudie das Angebot des Erlernens von PME als Stressbewältigungsmethode für Studierende der Humanmedizin zu evaluieren. Die Teilnahmequote und Erfahrungen mit der praktischen Durchführung sollen Rückschlüsse auf die Machbarkeit einer solchen Intervention im „Routinebetrieb“ erlauben. Eine verbesserte Stressbewältigung durch die regelmäßige Anwendung von PME soll sich in einer Verringerung der subjektiv wahrgenommenen Stressbelastung niederschlagen.

Aktenzeichen der Ethikkommission der Universität Lübeck

11-010

Status

Eine Publikation zu dieser Studie ist bei einem internationalen Fachmagazin erschienen.


(Stand: 13.12.2016)